Nutzungshinweise

Die Einträge im Totenbuch sind auf zahlreiche unterschiedliche Quellen zurückzuführen. Dennoch finden sich darin nur die Namen von etwa einem Fünftel aller Toten des KZ Bergen-Belsen. Die Informationen zu manchen Biographien sind dabei äußerst lückenhaft. Zudem befinden sich in den Quellen oftmals abweichende oder sogar widersprüchliche Angaben zu Namen, Orten oder anderen Daten von ein und derselben Person. In solchen Fällen haben wir uns nach sorgfältiger Prüfung für die plausibelste Angabe entscheiden. Dennoch ist es nicht zu vermeiden, dass sich in Einzelfällen auch fehlerhafte Einträge ergeben können. Falls Ihnen ein Fehler auffällt, Sie zu einer Person zusätzliche Informationen besitzen oder ein Name fehlen sollte, teilen Sie uns dies bitte über das Kontaktformular mit. Wir sind bemüht, falsche Einträge zu korrigieren und bisher unbekannte Namen zu ergänzen.
 

Vorname und Familienname

Der gleiche Name taucht in verschiedenen Quellen oft in sehr unterschiedlichen Schreibweisen auf. Beim Erstellen einer Namensliste wurden häufig Schreibfehler gemacht, insbesondere bei Namen, die den Schreibenden nicht geläufig waren. Ein Vorname kann zudem in diversen nationalen Varianten erscheinen, beispielsweise Władysław (poln.), László (ungar.) und Ladislaus (dt.); hinzu kommen Kurzformen, wie Laci oder Lado. Einige Häftlinge waren unter falschen Namen in den Lagern registriert, was die Identifizierung zusätzlich erschwert. In das Totenbuch werden nach Möglichkeit die Klarnamen aufgenommen. Viele ungarische, polnische, französische und Namen anderer Herkunft enthalten diakritische Zeichen. Hier werden diese Sonderzeichen nur dargestellt, wenn diese auch in einer der zugrundeliegenden Quellen verwendet wurden. Doppelnamen werden durch einen Bindestrich getrennt. Bei Verheirateten wird der Geburtsname ebenfalls durch einen Bindestrich abgesetzt. Namenszusätze wie „van, de, von“ werden dem Vornamen nachgestellt.
 

Geburtsdatum und Geburtsort

Zu vielen Personen liegen keine oder nur rudimentäre Informationen zur Geburt vor. Ohne diese fällt es bisweilen schwer, Personen gleichen Namens eindeutig zu identifizieren. Teilweise werden auch nur bruchstückhaft vorliegende Geburtsdaten angegeben, zum Beispiel „00.00.1912“, wenn nur das Geburtsjahr 1912 bekannt ist. Das Datum wird im Format TT.MM.JJJJ angezeigt. Die in den Quellen vorkommenden diversen Schreibweisen der Geburtsorte werden vereinheitlicht und in der damals landeseigenen Benennung aufgeführt (Warszawa statt Warschau). Geläufige Abkürzungen werden ausgeschrieben („im, am, bei“). In manchen Fällen lassen die Quellen keine klare Zuordnung zu, wie bei Frankfurt („am Main“ oder „an der Oder“).
 

Staat

Es handelt sich hier um den Staat, in welchem sich der Geburtsort befand. Die Angabe soll der Lokalisierung dienen und bezieht sich auf die Staatsgrenzen am 31. Dezember 1937. Der Eintrag muss sich nicht mit dem jeweiligen Selbstverständnis der betreffenden Person decken oder die ethnische Zugehörigkeit, Nationalität oder Staatsangehörigkeit abbilden. Soweit bekannt werden die Republiken innerhalb der Sowjetunion angegeben. In einigen Fällen sind keine Staaten, sondern Regionen mit anderen staatsrechtlichen Konstruktionen angegeben (Beispiel „Palästina“, 1937 britisches Mandatsgebiet). Einige Orte können nicht eindeutig zugeordnet werden, wenn dieselbe Ortsbezeichnung in mehreren Ländern vorkommt. In solchen Fällen bleibt das Feld „Staat“ leer.
 

Sterbedatum und Sterbeort

In diesem Totenbuch werden die im Konzentrationslager Bergen-Belsen, im Ausweichlager in der nahegelegenen Kaserne der Wehrmacht und die nach der Befreiung im Nothospital und dem Displaced Persons Camp Verstorbenen aufgeführt. Außerdem werden diejenigen Menschen genannt, die nach Befreiung und Verlassen Bergen-Belsens andernorts an den Folgen der Haft starben. Daher findet sich bei den Sterbeorten beispielsweise auch der Eintrag „Schweden“. Darüber hinaus sind auch die Opfer der drei Räumungstransporte aus dem Austauschlager aufgenommen worden. Manche von ihnen kamen während der Zugfahrt ums Leben; hier wird als Sterbeort der entsprechende Abschnitt der Bahnstrecke angegeben (Beispiel „Finsterwalde-Falkenberg“). Für eine detaillierte Übersicht zu Anzahl und Grablagen der Opfer des KZ Bergen-Belsen siehe den Aufsatz „Die Toten von Bergen-Belsen“. In manchen Fällen sind weder ein genaues Todesdatum noch ein Todesort bekannt. Personen, die als Häftlinge in anderen Lagern starben, werden in diesem Totenbuch nicht genannt. Mit der zweijährigen Janina Nawrocka wird am 31. Dezember 1945 der letzte Todesfall vermerkt. Nach diesem Datum Verstorbene sind nicht in das Totenbuch aufgenommen worden. Das Datum wird im Format TT.MM.JJJJ angezeigt.
 

Friedhof

Die allermeisten Toten des Konzentrationslagers Bergen-Belsen wurden in Massengräbern auf dem Lagergelände und in der nahegelegenen Kaserne bestattet. Die Grablage einer einzelnen Person lässt sich in diesen Fällen nicht lokalisieren. Das gilt auch für die Opfer der Räumungstransporte, die in Gemeinschaftsgräbern ruhen. Bei den an anderen Orten Bestatteten werden – soweit bekannt – die heutigen Friedhöfe angegeben.
 

Haftnummer (nur in individueller Ansicht)

„Das letzte Merkmal der Individualität wurde den Neulingen im letzten Akt der Einweisung genommen. Bei der Registrierung im Büro wurde jeder mit einer Nummer versehen. Der Raub des Eigennamens gehört zu den tiefgreifendsten Verstümmelungen des Selbst. Er dokumentiert das Ende der bisherigen Lebensgeschichte. Nun war der Einzelne nur noch eine Nummer unter tausend anderen, ein anonymer Fall. Die Nummer machte jeden einzelnen identifizierbar, aber sie war kein qualitatives Kriterium der Identität, sondern ein quantitatives Kennzeichen in einer endlosen Reihe. Die Nummer bedeutete die Umwandlung des Individuums zum Massenmenschen, die Transformation der personalen Gesellschaft zur seriellen Gesellschaft der Namenlosen.“

Wolfgang Sofsky, Die Ordnung des Terrors: Das Konzentrationslager, Frankfurt am Main, S. 101.

Die SS vernichtete im April 1945 die Lagerregistratur. Damit ist die wesentliche Quelle zu den Häftlingen und den ihnen im KZ Bergen-Belsen zugewiesenen Haftnummern zerstört worden. Nur zu etwa 2.100 der im Totenbuch genannten Personen sind Haftnummern überliefert, diese beziehen sich größtenteils auf das Austauschlager.
 

Befreiungsdatum und Befreiungsort (nur in individueller Ansicht)

Hier werden allein Bergen-Belsen, Farsleben (Sachsen-Anhalt) und Tröbitz (Brandenburg) aufgeführt. Viele Menschen starben in der Zeit nach der Befreiung des KZ Bergen-Belsen am 15. April 1945; von ihnen ist nur etwa ein Drittel namentlich bekannt. Zwei der drei Räumungstransporte vom April 1945 aus dem Austauschlager erreichten das von der SS bestimmte Ziel Theresienstadt nicht. Die Häftlinge des „Gestrandeten Zugs“ wurden am 13. April 1945 in Farsleben von der Sowjetischen Armee befreit, diejenigen des „Verlorenen Zugs“ am 23. April 1945 in Tröbitz von der US-Armee. Fast 400 von ihnen starben nach der Befreiung. Auch hier gilt, dass nur die Todesfälle bis zum 31. Dezember 1945 aufgenommen worden sind. Das Datum wird im Format TT.MM.JJJJ angezeigt.